Meine Rede: SH noch erfolgreicherer Forschungs- und Wissenschaftsstandort

22.02.2024

Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich danke Ministerin Karin Prien für diesen Bericht. Es ist großartig, dass wir zur besten Plenarzeit dieses Thema aufrufen, da Wissenschaft und Forschung die Grundlage für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes sind. Der Aufstieg und wirtschaftliche Erfolg der Bundesrepublik Deutschland fußte jahrelang auf Neugier und hartnäckigem Forschergeist.


Mit Erlaubnis der Präsidentin zitiere ich Prof. Wiestler (Präsident der HelmholtzGemeinschaft) „Neugier ist die treibende Kraft der Wissenschaft, Freiheit ist ihre unverzichtbare Basis. Auf diesen beiden Grundpfeilern gedeiht Erkenntnis - und damit gesellschaftlicher Fortschritt. Nur so können wir große Herausforderungen wie den Klimawandel, die Energiewende oder Volkskrankheiten bewältigen.“


Uns alle eint das Ziel, Schleswig-Holstein zu einem noch erfolgreicheren Forschungs- und Wissenschaftsstandort zu machen.


So lag auch der Fokus auf den Schwerpunktthemen: Medizintechnik, Meereswissenschaften, Lebenswissenschaften, Erneuerbare Energien, KI und Digitalisierung sowie Kultur- und Kreativwirtschaft. Zudem gab es eine Betrachtung der Universitätsmedizin. Wenn wir bei Wissenschaft und Forschung zukünftig weiter wettbewerbsfähig sein wollen, sei es national oder international, dann sind dies die entscheidenden Wissenschafts- und Forschungsbereiche.


Ende 2021 Jahren hat das Ministerium den Wissenschaftsrat um die Begutachtung unseres Hochschulsystems sowie der Universitätsmedizin gebeten. Der Begutachtungsauftrag war, die Potenziale unseres Hochschulsystems mit den Leistungsdimensionen Lehre, Forschung, Transfer und Infrastruktur zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Entwicklung des Landes in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht darzustellen.


Die Strukturbegutachtung zeigt unsere Alleinstellungsmerkmale und unsere Entwicklungspotentiale auf. Das Resultat liegt nun auf 688 Seiten vor und diese müssen nun mit den Hochschulen zusammen bewertet werden. Die 402 Empfehlungen wurden in 14 Clustern zusammengefasst, die in der Projektgruppe zusammenhängend diskutiert werden. Der Wissenschaftsrat selbst ist in der Vergangenheit bei Landesstrukturbegutachtungen von einem Umsetzungshorizont ausgegangen, der auf fünf Jahre angelegt war.


Unsere Hochschulen und unsere Hochschulmedizin sowie die außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind ein zentraler Treiber von Innovationen!


Sie prägen unsere wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung des Landes und haben eine Schlüsselrolle bei der Sicherung von Fachkräften.


In der Medizin sieht es ebenfalls positiv aus. Beide Standorte haben den richtigen Kurs eingeschlagen seit der letzen Begutachtung. Sei es bei der Kooperation oder auch in der einzelnen Standortentwicklung. Der Kurs muss fortgeführt und die klinischen Schwerpunkte: Forschung und Lehre müssen besser zusammenwachsen.


Meine sehr verehrten Damen und Herren - es wird im Ergebnis eher eine Zukunftsstrategie 2035 oder 2040 für den Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein sein können als eine Zukunftsstrategie 2030. Aber was wir an Defiziten kennen, können wir schon jetzt bearbeiten.


U.a. wurden folgende Verbesserungsvorschläge aufgeführt:
- Die Akteure der Wissenschaft und der Politik sollten eine übergreifende Landeshochschulplanung abstimmen
- Eine Vereinfachung der Finanzierungs- und Steuerungsarchitektur
- Höherer Stellenwert für den Hochschulbau
- Weiterentwicklung der Studienangebote
- Eine Landestransferstrategie


Damit werden wir uns tiefgehend befassen. Vorweggreifend möchte ich Folgendes kurz ansprechen: Es ist unsere Aufgabe im Parlament, die Rahmenbedingungen für diesen Prozess zu schaffen und ihn in den kommenden Jahren intensiv zu begleiten.


Dennoch: Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, es gilt die Hochschulautonomie in vielen Bereichen. Und das haben wir im Bildungsausschuss in der letzten Woche hinreichend diskutiert. Populistische Forderungen und Behauptungen sind hier vollkommen fehl am Platze.


Mit Erlaubnis der Präsidentin möchte an dieser Stelle Prof. Dr. Andreas Wirsching (Direktor des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) München – Berlin, LeibnizGemeinschaft) zitieren:
„Die Wissenschaft ist immer mit unterschiedlichen Interessen konfrontiert, die ihre Freiheit bedrohen. Nicht nur gegenüber direkten Zugriffen durch die Politik gilt es wachsam zu sein, sondern ebenso gegenüber den Zumutungen der Ökonomie und anderer Nützlichkeitserwägungen. Zugleich bedarf Wissenschaft stabiler Kommunikationsstrukturen und klar definierter Karrierewege.“


Natürlich ist es ärgerlich, dass wir die drei Excellenzcluster nicht bekommen haben, aber die Auswahl der Skizzen ist eine rein wissenschaftliche Entscheidung. Die Landesregierung hat ihren Part der finanziellen Unterstützung an dieser Stelle mehr als erfüllt. Ich hoffe, dass die beiden bestehenden Cluster erneut ausgewählt werden und ihre ausgezeichnete Arbeit auf diesem Niveau fortführen können.


Abschließend gilt mein Dank der Landesregierung. Sie hat mit der Landesstrukturbegutachtung Mut bewiesen – liebe Kolleginnen und Kollegen – Mut, weil es keine Verpflichtung für die Länder oder die Hochschulmedizin gibt, sich einer Begutachtung des Wissenschaftsrats zu unterziehen.


Wenn wir als Land SH neben großen Hochschulstandorten in der Bundesrepublik bestehen wollen – dann müssen wir uns mit unseren Entwicklungspotenzialen auseinandersetzen. Natürlich auch mit den Defiziten, um diese zu beheben. Es ist die Chance, die externe Brille aufzusetzen und eine Strategie zu entwickeln und zu priorisieren – auf Grundlage valider Daten und Gutachten.


Nutzen wir diese einmalige Chance, die uns die Begutachtung bietet!


Vielen Dank!